350: Martin Luther Gedächtniskirche – Mariendorf

Bisher haben wir immer versucht, für die ‚runden‘ Nummern der Kirchenbesuche ein besonders sehenswertes Bauwerk zu besichtigen. Die Martin-Luther-Gedächtniskirche an der Riegerzeile war schon ein heißer Kandidat für die 300, allerdings standen wir bei unserem Besichtigungsversuch Ende 2019 vor verschlossener Tür, obwohl eine ‚Offene Kirche‘ stattfinden sollte. So wurde es dann die sehr sehenswerte Friedrichswerdersche Kirche. Für die nun anstehende runde Zahl 350 hatten wir dieses Mal mehr Glück. Wir kamen genau zum Ende des Gottesdienstes, hörten schon draußen das mehrstimmige Glockenspiel und konnten uns in der sich leerenden Kirche entspannt umsehen. 

Wir haben eine Weile überlegt, ob wir die Martin-Luther-Gedächtniskirche aus dem Jahr 1933 wirklich so hervorheben sollten. Wie das Baujahr vermuten lässt, handelt es sich hier um ein Prestigeprojekt der Nazis, was der Kirche im Volksmund den zweifelhaften Titel ‚Nazikirche‘ eingebracht hat. Wir kamen aber zu dem Schluss, dass man sich seiner Vergangenheit stellen muss, so wie es auch die Gemeinde, die die Kirche heute betreibt getan hat. Die früher vorhandenen Hakenkreuze wurden entfernt und in der Kirche wird an mehreren Stellen auf die dunkle Vergangenheit hingewiesen, nicht zuletzt mit einer dauerhaften Ausstellung eines polnisches Künstlers, die Auschwitz zum Thema hat. Trotzdem finden sich immer noch Ausstattungselemente in der Kirche, die ihren originalen Ursprung nicht verleugnen können, wie z.B. das Hindenburgrelief und der Kronleuchter in Form eines eisernen Kreuzes:

Die Martin-Luther-Gedächtniskirche ist die einzige der vier Gedächtniskirchen, die nicht nach einem Kaiser (Wilhelm und Friedrich) oder einer Königin benannt ist. Sie ist außen mit verschiedenfarbigen Terrakottaplatten verkleidet, was wir so in Berlin noch an keiner Kirche gesehen haben. Auch im leicht abfallenden Innenraum wurden gleichfarbige Keramikplatten mit eingearbeiteten Reliefs verwendet. Die blauen Buntglasfenster hinter dem Altar stehen dazu in einem schönen Kontrast. Auf der Kanzel ist neben Jesus auch ein Soldat mit Stahlhelm abgebildet. Außergewöhnlich ist außerdem die Orgel, deren Pfeifen bemalt sind. Sie wurde vor dem Einbau in die Kirche auf dem Reichsparteitag in Nürnberg 1935 eingesetzt. 

 

Martin-Luther-Gedächtniskirche Mariendorf (Tempelhof)
Webseite: http://www.ev-kirchengemeinde-mariendorf.de/
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Martin-Luther-Ged%C3%A4chtniskirche

 

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2 Gedanken zu „350: Martin Luther Gedächtniskirche – Mariendorf

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