Eigentlich hatten wir uns ja vorgenommen, nicht mehr als 3 Kirchen an einem Tag zu besichtigen. Trotzdem haben wir dieses Mal bei der St. Judas Thaddäus Kirche im Bäumerplan eine Ausnahme gemacht, da sie sowohl örtlich als auch zeitlich günstig lag. So kamen wir kurz vor Ende des Gottesdienstes am ehemaligen Tempelhofer Feld an und mussten nicht lange warten, bis wir uns die Kirche ansehen konnten.
Und wir wurden nicht enttäuscht. Die Kirche stammt vom Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Also eigentlich aus einer Zeit, mit der man gemeinhin Tristesse und oft eintönige Betonarchitektur verbindet, die in der kargen Nachkriegszeit schnell und billig hochgezogen wurde. Allerdings kann man hier mit dem nötigen zeitlichen Abstand nicht nur bei den Spezialisten ein Umdenken beobachten. Sehr schön zum Beispiel zu beobachten beim Revival des Brutalismus, den wir ja auch schon in Berlin in Gestalt der St. Agneskirche gesehen haben.
Brutalismus kann man der St. Judas Thaddäus Kirche nun wahrlich nicht vorwerfen, obwohl auch sie aus Beton gebaut wurde. Vielmehr hat man hier die Möglichkeiten des Baustoffs genutzt und in runde, weiche Formen umgesetzt (wenn man einmal vom hohen Turm mit der scharfen Kante absieht). Es finden sich viele typische Elemente aus der Bauzeit wieder, wie zum Beispiel die kleinteiligen farbigen Kacheln im Vorraum. Wer also mal ein interessantes Zeugnis der späten 50er Jahre Architektur besichtigen will, dem ist der Besuch dieser Kirche ans Herz gelegt. Er befindet sich da mit Mutter Theresa in guter Gesellschaft, die auch schon hier war. Es ist zu hoffen, dass die Aussage in Wikipedia, dass die Kirche bedroht sei, inzwischen überholt ist und man stattdessen vielleicht sogar das Geld auftreiben kann, um die Außenhülle mal wieder neu zu streichen.
St.-Judas-Thaddäus Tempelhof
Webseite: http://www.kirche-herz-jesu-tempelhof.de/
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/St._Judas_Thadd%C3%A4us_(Berlin)
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